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 Das vordere Kreuzband und seine Probleme

Der Ober- und Unterschenkel ist über das Kniegelenk miteinander verbunden.Es ist das größte Gelenk der Säugetiere. Auf der Vorderseite sitzt die Kniescheibe, die mit dem Oberschenkel eine gelenkige Verbindung hat, die 2. und 3. gelenkige Verbindung besteht zwischen dem Oberschenkel und dem Schien- und Wadenbein. Auf der Kniegelenksrückseite findet sich die Kniekehle mit Gefäßen und Nerven.

Die Größe des Winkels zwischen Ober- und Unterschenkel ist für den Schub der Hinterhand wichtig, sollten beide Knochen zu steil stehen, kann es zu einer Patellaluxation (Herausspringen der Kniescheibe) führen.Das Knie befindet sich immer in einer Beugestellung, im Gegensatz bei uns Menschen, wo man ein Lot von der Hüfte durchs Knie bis zum Sprunggelenk legen kann, beim Hund liegt das Knie vor und das Sprunggelenk hinter dem Lot.

Die Kreuzbänder sind derbe seilartiges Gebilde, welche sehr straffe Faserzüge enthalten. Der Name kommt daher, dass sich ein vorderes und ein hinteres Band im Kniegelenk kreuzen. Mit weiteren Strukturen (Menisken und Seitenbändern)dienen sie zur Stabilisierung des Knies und dies bei jeder Bewegung. Sie sind beim Hund nicht nur einfache Stränge vom Ober- zum Unterschenkel sondern ziehen fächerförmig in den Knochen ein.

Schauen wir uns den Hinterlauf unseres Hundes mal von der Seite an. Da ist der Oberschenkel mit einem sehr kräftigen Muskel (M.quadrizeps), der auf der Vorderseite mit einer mächtigen Sehne oben in die Kniescheibe (Patella) eingewachsen ist. Am unteren Ende der Kniescheibe führt ein Sehnenband zum Schienbeinkopf. Dieser Muskel-Sehnen-Verbund wirkt dem Körpergewicht entgegen, da sonst sich das Knie völlig durchbeugen würde. Da das Schienbeinplateau nach hinten abgeschrägt verläuft, würde bei Belastung der Oberschenkel zusätzlich nach hinten wegrutschen, diese Rückwärtsbewegung wird durch das vordere Kreuzband verhindert. Diese ständige Belastung des Kreuzbandes kann schleichend zu einer immer stärkeren Dehnung bis zum Zerreissen führen, ohne dass es, wie bei uns Menschen, ein eigentliches Unfallereignis gibt. Ist das vordere Kreuzband dann völlig zerrissen, wird das Kniegelenk instabil und auf Dauer führt der vermehrte Gelenkabrieb zu einer Arthrose. Durch diese lokalen Reizzustände kann es auch zu Veränderungen der Wirbelsäulenstatik und Überforderung der Muskulatur kommen.

Bei Hunden bedeutet also ein Kreuzbandriß meist ein degeneratives Ereignis, in dessen Verlauf sich der Zustand des Kreuzbandes schleichend verschlechtert. Somit könnte diese Veränderung, in der Statik des Kniegelenkes, von einem kritischen Hundebesitzer schon lange vor dem eigentlichen Riss bemerkt werden (schwieriges Aufstehen, Probleme nach Laufen und Toben).Auch ein positiver Sitztest - d. h der Hund stellt beim Sitzen das Bein nach aussen - ist typisch für eine Kreuzbandschädigung und zwar sowohl bei einem kompletten als auch bei einem inkompletten Riß. Durch Schwellungen,aufgrund von entzündlichen Vorgängen, kann das Knie nicht völlig schmerzfrei gebeugt werden und daher bringt diese Drehung eine Entlastung.

Ist das Band zerstört, sind zunächst schmerzlindernde Massnahmen angezeigt, dies erreicht man durch physikalische Therapien, wie z.B. Eis, Elektrotherapie usw. Mit Blick auf die Zukunft sollte das Gelenk wieder stabilisiert werden,die Beweglichkeit muß erhalten bleiben und ein Fortschreiten der Arthrose muß gebremst werden.

Bei kleinen, leichten Hunden kann man einen nichtoperativen Versuch starten, entzündungshemmende Medikamente für einige Wochen, Schonung und später Physiotherapie, die dann die Muskulatur gezielt kräftigt.

Für die anderen Hunde bleibt eigentlich nur das operative Vorgehen übrig. Und da wird es dann schwierig eine Empfehlung zu geben.

Eine eigentliche „Superoperation“ gibt es nicht.

Die unkomplizierteste Art ist die Raffung der Gelenkkapsel, auch Zügel, die um das Gelenk nach vorne geführt werden sollen das Kniegelenk stabilisieren und die "vordere Schublade" verhindern
 

Man kann auch die zerrissenen Enden zusammen nähen und mit autologen (d.h. "patienteneigenen") Sehnentransplantaten verpflechten. Bei den autologen Transplantaten kommen Teile der Kniescheibensehne (Patellarsehne) zur Anwendung. Solche Kreuzbandoperationen sind nur sinnvoll, wenn die Stümpfe der Kreuzbänder nicht zu sehr zerbröselt sind und/oder sich die Stümpfe nicht zurückgezogen haben (alte Kreuzbandverletzung), weiterhin ist eine Rekonstruktion des Kreuzbandverlaufes durch bohren von Löchern im Schienbeinkopf und in der äusseren Oberschenkelrolle möglich.Durch diese Löcher wird ein Sehnenstreifen als Kreuzbandersatz gezogen und fixiert.

Die Gelenkfläche des Schienbeinkopfes verläuft, wie schon erwähnt, schräg abwärts nach hinten in die Kniekehle.

Jetzt gibt es bei einer Kreuzbandrupturbehandlung bei schweren Tieren zur Zeit folgende Überlegungen:

1. Ich verhindere das Nach-hinten-gleiten des Oberschenkels, indem ich die Kniegelenkfläche waagerecht gestalte, also um die Schienbeinkopfachse drehe

= TPLO-Methode

2. Durch geschickte Vorverlagerung der Kniescheibensehne wird das vordere Keuzband überflüssig

= TTA- Methode

Bei beiden Methoden werden die physikalischen Kräfte durch Änderung der Statik neutralisiert und somit ein vorderes Kreuzband überflüssig.

 

TPLO-Methode:

Die Methode wurde von Barclay Slocum, Eugene, Oregon USA 1998 entwickelt, Es wird, von der Seite betrachtet, mit einer speziellen Säge ein halbmondförmiger Schnitt durch den Schienbeinkopf gemacht und das ausgeschnittene Stück in der Rundung so gedreht, daß das Schienbeinplateau senkrecht zum Oberschenkelknochen steht. Dann wird alles mit einer Platte und Schrauben fixiert.

TTA-Methode:

Die TTA (Tibial Tuberosity Advancement) Methode wurde in der Schweiz in der Chirurgische Kleintierklinik der Universität Zürich von Prof. Montavon und Dr. Damur 2004 erarbeitet. Diese Methode, etwas abgewandelt, wird auch in der Humanmedizin seit vielen Jahren benutzt, um bei Knorpelschäden oder auch beginnenden Arthrosen auf der Kniescheibenrückseite den Anpressdruck zu erniedrigen.

Hier wird der Ansatz der Kniescheibensehne mit dem Knochenstück an der Schienbeinvorderseite nach oben und nach vorne verlagert.Zwischen Knochenstück und Schienbein kommt ein Distanzstück („Cage“), das Ganze wird durch eine Platte stabilisiert und der Zwischenraum mit Knochen aufgefüllt.

Op-Modell nach TTA Operation

(genehmigt von Kyon Suisse)
Röntgenbild nach TTA-OP

(genehmigt von Kyon Suisse)

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Bei Betrachtung der beiden Methoden sieht man deutliche Unterschiede:

TPLO-Methode:

Der Hund muß längere Zeit das Bein schonen, da die Belastungsflächen verändert werden.

Das Opertionsverfahren ist kompliziert, das Gelenk muß !!!! geöffnet werden,daher erhöhte Infektionsgefahr, sowie Gefahr von Nerven- und Gefäßverletzung.Der TA muß eine Spezialausbildung haben, da die Operation patentiert ist(oder war), er braucht teuere Spezialinstrumente. Oft treten Entzündungen des Patellarbandes auf. Langzeitresultate zeigen ein vermehrtes Auftreten von deutlichen Knorpelschäden .

TTA-Methode :

Sehr frühe Belastung möglich, die meisten Hunde laufen schon in den nächsten Tagen auf dem Bein, wenn es nicht gerade Chaoten sind, da keine tragende Teile operiert werden, der Druck und der Zug auf die Gelenkflächen bzw. die Bänder ist geringer,daher ist ein arthrotisch verändertes Knie nicht als Kontraindikation zu sehen, sondern im Gegenteil, die Methode findet gerade bei solchen Gelenken ihre Anhänger. Die Drehachse des Kniegelenkes bleibt erhalten, keine große Eröffnung des Kniegelenkes, minimales Risiko für Gefäße und Nerven. Es kann mit dem üblichen chirurgischen Instrumenten operiert werden. Durch die TTA-Methode wird der Anpressdruck der Kniescheibe auf die Oberschenkelgelenkfläche erheblich gemindert, das führt zu einer leichteren Beweglichkeit und reduziert auch die negativen Einflüsse einer Arthrose.

Die TTO-Methode. Man sägt hinter der Patellasehne wie bei der TTA-Methode senkrecht nach unten und biegt diese Keil nach vorne. Nun schneidet man von hinten (im Bereich der Kniekehle) einen Keil aus dem Schienbein, presst den Spalt zusammen, drückt den Schienbeinkopfspan wieder gegen das Schienbein und fixiert ihn mit einer Schraube.

Mögliche Komplikationen: Infektion wie überall, sowie das Risiko, dass die Keilosteotomie bei temperamentvollen Hunden in den ersten Tagen ausreißen kann.

Noch ein Wort zur Verbreitung der TPLO-Methode. Für Herrn Slocum gab es zum damaligen Zeitpunkt keine Alternative. Sein Verdienst ist es, dass er sich als Erster an die Statik des Kniegelenkes bei Tieren getraut hat.

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